Ein Weihnachtsfest, Weihnachten 2020, ganz allein. Davor hat mir immer gegrault. Aber, so schlimm ist das gar nicht, im Gegenteil. Wenn ich an die letzten zwei Feste denke und die Kommentare die ich dazu bekam, ist mir das jetzt tausendmal lieber. Da macht man alles damit sich alle wohl fühlen und hinterher bekommt man solche Sprüche wie „War nur gute Miene zum bösen Spiel!“
Ich will das nicht weiter ausweiten, ist privat und geht nur mich was an. Aber es soll kurz verdeutlichen, warum mir mein Weihnachten wirklich schön war, trotzdem ich es allein verbrachte.
Diese ganze Corona-Misere hat ja noch den Punkt aufs i gemacht. Die Eltern werden nächstes Jahr 80, ich bin zur Risikogruppe durch meine vorjährige krasse Krankheit zugehörig. Und bevor man was macht, was man ewig bereut, bleibt man lieber zu Hause. Das haben sicher in diesem Jahr viele erleben müssen.
Gut, die kulinarische Versorgung war gesichert, Kühlschrank und Tiefkühler belegt. Bezahlte Kalender wurden noch verschickt, nun kam nur noch das Genießen der schönen Tage. Das Wetter war leider wie immer. Kein Schnee, dafür Kälte und Gräue.
Zu Hause helfen Kerzen, aber irgendwie sollte man auch mal wieder rausgehen. Die Entscheidung fällt schwer, am zweiten Weihnachtstag war ich so eingerostet dass ich raus musste und unbedingt wollte.
Wohin? Immer dieselbe Frage, denn meine treue Kamera begleitet mich dabei auf Schritt und Tritt. Und sie will sich ja nicht langweilen, will was geboten bekommen. Im grauen Einerlei. Na ja, einfach mal aufhören mit Jammern.
Den Mühlensee habe ich diesmal verworfen, war schon sehr oft dort. Also, die „Liebesinsel“ zwischen Oranienburg und Lehnitz am Lehnitzsee war diesmal wieder mein Ziel. Das Auge geschärft, die Sinne sowieso und los geht es.
Gleich vorweg, mir ist es diesmal wirklich nicht leicht gefallen, Motive zu finden. Ich hatte auch ein paar ganz alte Objektive dabei. Die sollten mal an meine moderne Nikon Z7 um Schwarz-Weis-Fotos zu ernten. Hab ich dann nach ein paar Versuchen gelassen und die 24-70/4S – Optik wieder angesetzt. Und mit der konsequent nur mit der Brennweite 50mm fotografiert.
Es ist die sogenannte Normalbrennweite für das Vollformat, oder zu Analogzeiten, das Kleinbild-Filmformat, sprich 24x36mm Bildfläche.
Diese Normalbrennweite eben hat den großen Vorteil (deswegen auch Normal) sie entspricht dem direkten normalen Sehwinkel des Menschen. Und damit kann man sehr gute Bilder einsammeln. Vorausgesetzt man kann es auch. Da muss man schon genau den Ausschnitt bestimmen, kann nicht einfach ranzoomen, wenn es nicht passt, oder den Weitwinkel einklinken, damit noch mehr Leere ins Viereck kommt.
Nein, und davon bin ich immer wieder überzeugt, das Normalobjektiv ist eine sehr gute Seh-Schule, man muss sich eben wieder selbst bewegen wenn was nicht passt. Näher heran, weiter weg, ein paar Zentimeter nach links oder rechts machen es aus ob das ein Bild wird oder Murks.
Große Altmeister der Fotografie wie Henri Cartier Bresson oder Steve McCurry haben den größten Teil ihrer bekanntesten und weltweit prämierten Bilder mit denau diesen 50mm gemacht. Sollte eigentlich jeder Fotograf, oder der sich dafür hält, verinnerlichen, zumindest mal drüber nachdenken.
Ich parkte oben am Parkplatz vor der Brücke und ging über die Brücke zur Liebesinsel. Ein kleiner Blick zur Lehnitzschleuse und ein melancholisches Bild nahm ich mit. Mehr war nicht drin. Es wehte ein frischer, belebender Wind, kleine Wellen klatschten ans Ufer.
Warm eingepackt fühlte ich mich einfach nur wohl. Und mit der Zeit schärfte sich wieder der Blick für Motive. Ein fast monochromer Blick am Schilf vorbei auf den See, ein paar Kleinigkeiten am Wegesrand.
Der Stintgraben, an dem ich wieder meine Freundin, die Wasseramsel, erhoffte, war leider ausgetrocknet. Schade.
Ein guter Spaziergang und langsam ging es zurück zum Auto. Die Finger wurden schon so klamm dass es etwas schwierig wurde, das Fotogerät zu bedienen. Aber nach Hause wollte ich noch nicht. Ich fuhr weiter nach Schmachtenhagen zur „Russenstraße“ die zum Grabowsee führt.
Straße ist eigentlich geprahlt, durch die vielen Schlaglöcher ist größtenteils Schrittempo angesagt. An einer Stelle kann man das Auto gut abstellen und sich in die Landschaft zur Bäke, einen kleinen Bach, verdrücken. Und der hatte Wasser, wie immer.
Schön ist es hier auch immer, sogar jetzt. Und wie zur Belohnung fing es urplötzlich an zu schneien, so wie man sich das zu Weihnachten wünscht.
Und die Kamera war mit ein paar Handgriffen in Sekunden bereit, diese Stimmung mit dicken Schneeflocken auch festzuhalten. Ich war einfach glücklich. Drei Minuten später war alles vorbei, als hätte ich es nur geträumt.
Aber ich hab ja die Fotos, und eins davon möchte ich Euch auch zeigen. Nun war ich gut bewegt, aber auch gut durchgefroren. Und zufrieden fuhr ich nach Hause, ein kräftiger heißer Ostfriesentee brachte alles wieder gut in Schwung. Und am Bildschirm freute ich mich über meine „Bilderernte“. 🙂
Subscribe to our newsletter!