Da staunt der Fotograf und ist seelig. Endlich den Originalen seines Meisters ganz nah sein zu dürfen. Fotograf Frank Liebke vor „Der Mönch am Meer“, von Caspar David Friedrich 1808-1810 gemalt.
(Foto: Patricia Koelle)

Wir besuchten 2024 die Ausstellung in der „Alten Nationalgalerie“ in Berlin

Seit die Zeit für mich nicht mehr so wichtig ist und ich mit meinem Schatz jeden Tag freudig begrüße und lebe, merke ich manchmal kaum, wie schnell sie doch verrinnt. Ein ganzes Jahr ist es her, als mir Patricia den Besuch in der Alten Nationalgalerie zur Ausstellung von Originalen des von mir verehrten Malers Caspar David Friedrich schenkte.

Das war ein sehr gewichtiger und bester Grund, meine Phobie vor der Berliner Innenstadt mit ihrem Stress und Menschenansammlungen zu dimmen. U- und S-Bahn auszuhalten. Dann erwartungsvoll die Galerie betreten und endlich die Meisterbilder wirklich ganz nah betrachten, genießen, zu können. Eine wundervolle Beleuchtung ergoss sich wie aus riesigen Lichttrögen weich über die Räume.

Und so bekamen die Bilder genau das richtige Licht, um ihre Wirkung mit allen Details, Pinselstrichen und zarten Farben, zu entfalten. Für mich war dieses Erlebnis die Erfüllung eines Jahrzehntelangen Wunsches. EINMAL diese Werke ganz nah und dann wieder etwas entfernt ins Gedächtnis zu saugen. Jeden Pinselstrich erfahren, die lange Hingabe und Arbeit, die für jedes Gemälde aufgebracht wird, zu fühlen. Das war für mich Gebet, dankbar.

Selbst dabei damals fast 64 Jahre alt, läuft dann das eigene künstlerische Werden wie ein innerer Film. Die Freude als Kind und auch später noch als Pubertierender, an Farbe, an Malerei. Die ewigen Versuche, erlebte Lichtstimmungen, Sonnenuntergänge, in ein gemaltes Bild festzuhalten, um es anderen zu zeigen, was ich erlebte. Und immer die tiefe Enttäuschung, es nie zu schaffen.

Patricia hat meine Erzählungen darüber teilweise in Anna-Lisa übertragen, was mich beim späteren Lesen sehr gefreut und stolz gemacht hat. Denn der Grundgedanke dabei ist doch, dass man, wenn man künstlerisch begabt ist, so fühlt, den gewissen Funken in sich trägt. Dann geht es darum, das Werkzeug zu finden, mit dem man das auch kann.

Als ich ungefähr als 13jähriger über ein kleines Buch in der Bibliothek „stolperte“ und mich zu Hause darin festlas, stand auf einmal alles sonnenklar. Die Kamera, die Fotografie, wird mein Dolmetscher. Darüber habe ich die Möglichkeit, mich anderen gegenüber auszudrücken. Und ja, ich spreche von einem inneren Gefühl, was in manchen Momenten absolut untrüglich ist. Ohne alles darüber zu wissen. Aber es stößt an.

Nun, eine teure Kamera zu erwerben, war in unserer Familie in der damaligen DDR keine Kleinigkeit. (Im Westen auch nicht, weiß ich ja, aber ich will nur andeuten, unter welchen Umständen ich unterwegs war).

Nun denn, wir hatten damals die Möglichkeit, als Jugendliche in unseren Ferien in ansässigen Betrieben um Arbeit zu bitten. Was gern gewährt wurde. Das waren bessere Hilfsjobs, totlangweilig, mitunter auch körperlich schwer. Ich arbeitete in Staßfurt in der dortigen Möbelfabrik drei Wochen lang, wie ein Hilfsarbeiter.

Jeden Tag sehr früh aufstehen, dort pünktlich am Fließband stehen und den ganzen Tag einen drögen Job machen. Nach Hause kommen und geschafft sein. Ich hätte kotzen können, ABER: Ich wollte mir eine Kamera verdienen, UNBEDINGT!! Dazu musste ich nicht in einen, sondern in eine ganze Stiege saurer Äpfel, beißen. Jeden Tag nach Feierabend radelte ich die zwei Kilometer in die Stadt zu DEM Fotogeschäft Berkhoff. Da stand sie im Schaufenster und lächelte verschämt.

Meine Kamera, meine Practika, mein Schatz, mein Flehen, mein Ziel. 329,00M teuer, Ostmark. Das war seeehr viel Geld! Und dieser Anblick, diese Aussicht, haben mich dann jeden Tag wieder aufstehen lassen in der Frühe und jeden Tag einen so drögen Job machen lassen.

Und dann war es geschafft, ich hatte mein Geld und präsentierte es meinen Eltern mit dem was ich vorhatte, die erste eigene richtige Kamera kaufen.

Tja, und dann hieß es einfach: NEIN! Das ist zuviel Geld für ein weiteres Strohfeuer. Denn ich hatte die Geduld meiner Eltern einfach überstrapaziert, so viele Hobbys, die ich angefangen hatte und nie zu Ende brachte. Ich dachte dann auch gleich an meinen halben Spantenriss eines tollen Modellbootes im Keller, das nie fertig wurde…

Trotzdem, diese klare Ansage war wie ein Todesurteil für meine Begeisterung zu Fotografie. Ich heulte mich enttäuscht in meinen Schlaf…

Meine Eltern waren einfach die Besten, sie bekamen natürlich doch mit, wie ernst es mir in dem Fall war. Geld war bei uns auch immer nie sonderlich übervoll vorhanden, da wurde alles gut durchdacht. Und wie sie immer schon waren, es wurde nicht über meinen Kopf einfach bestimmt, wir setzten uns zusammen und redeten Klartext. Dabei erkannten sie, dass mein „Strohfeuer“ einer ersten erwachsenen Einstellung gewichen war.

Der Kompromiss war, ich durfte mir eine preiswertere Kamera dann kaufen. Herr Berkhoff im besagten Fotogeschäft empfahl mir dann eine kleine Penti II. Wegen ihrer Kleinheit und goldfarbener Außenhülle gern als „Damen-Kamera“ angeboten. War mir aber scheißegal, ich sah gleich die Vorteile und kaufte sie.

Mit diesem kleinen Gerät machte ich tausende kleine und große Schritte in meinem neuen Medium. Dafür nähte ich mir sogar aus blauen Stoff, Lederresten und Pappe eine richtige, praktische Fototasche. Ich machte unendliche Dias, mit denen ich alle unsere Besucher nervte und traktierte.

Okay, ich merke gerade dass ich ganz schön weggeglitten bin. Aber so war es mit meinen Anfängen. Die Malerei, Pinsel, Farbe und Leinwand, waren nicht meine Ausdrucksmittel. Aber ich habe rechtzeitig meine Möglichkeiten gefunden und ständig! dran gearbeitet und verbessert. Bis heute, denn das hört ja nicht auf. Ein echter Künstler ist nie fertig.

In der Ausstellung nun hatte ich seelig meine Befriedigung gefunden. Schönheit gekonnt mit viel Gefühl abzubilden, wird nie von Moden überroltt, sondern ist gegenüber jenen Beständig. Wenn sie es schafft, die Menschen zu berühren. Und das hoffe ich , jeden Tag, mit jedem meiner Bilder.

( Ich habe eben auch gemerkt, dass die Erinnerungen meines Werdegangs schöne sind, mit natürlich auch den „Kröten“ und Umwegen. Es dauert, bis man sich selbst findet und dann zu seiner Form, die keiner mehr umstoßen kann. Weil der Künstler es immer wieder tun muss, selbst wenn sich keiner dafür interessieren sollte. Und so lebe ich das mittlerweile seit einigen Jahren. Befreit und sehr zufrieden, weil ich einen richtigen Schatz seit über vier Jahren an meiner Seite habe.)

Die weitere Geschichte bis zu dem, was ich heute bin und mache, ist eine lange. Für die einen, langweilig, für andere, vielleicht, spannend und hilfreich.

Vielleicht gibt es hier im Blog dann mal eine Fortsetzung dazu…

Mein kleiner „Altar“ in Oranienburg in meiner Wohnung. Nach vielen Versuchen ist doch die Landschaftsfotografie genau mein Ding geworden. Back to the roots, denn damit begann meine „Malerei“ 😉
Die beiden schwarzen Kameras sind meine beiden Nikon Z7, meine immer noch gegenwärtige Ausrüstung, mit der ich alles mache. Hinten dann meine erste Practika L2 mit Zeiss Tessar 2,8/50, die ich dann von meiner Auszeichnungsprämie als Schlosserlehrling endlich kaufen konnte. Rechts vorn, die besagte Penti II. Die mir zeigte und lehrte, dass man mit jeder Kamera tolle Bilder ernten kann. Wenn man es kann… 😉 😀

Solche Bilder, die sich mir erleben, liebe ich. Die passieren; planen kann man die nie. Zum Glück. Und wenn die eigene Seele in Ordnung ist, sich wohlfühlt, hat man das Geschenk in der Hand, diesen Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Hier an der Ostsee auf dem Darss.

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3 thoughts on “Caspar David Friedrich war in Berlin

  1. Ja, wir haben schon ein tolles Hobby, mit dem wir uns ausdrücken können und zeigen, was uns lieb und teuer ist. 🙂
    Und planen kann man Landschaftsfotografie wirklich nur schwerlich.
    Man hat vielleicht ein bestimmtes Motiv im Kopf und ist dann doch auf verschiedene Bedingungen angewiesen, um es dann genau so umsetzen zu können.
    Gelingt nur selten und ist mir auch zu umständlich muss ich gestehen.

    Ich laufe auch lieber einfach los und schaue, was sich so ergibt. 🙂

    LG Frauke

  2. Ja, Caspar David Friedrich war auch immer schon ein Lieblingsmaler in unserer Familie.
    Sogar mein Vater bewunderte ihn immer, besonders da auch er von Pommern kam.
    Er war dort zu Hause.

  3. Sehr schön ist auch das Caspar David Friedrich Museum in Greifswald, mit seinen Bildern und seiner Geschichte.

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