Ich sitze hier an diesem wettermäßig dramatischen Sonnabend vor meinem Bildschirm, recht zufrieden mit meiner Bildausbeute. Irre spektakuläres Märkisches Licht in einer gar nicht spektakulären Landschaft im Oberhavelland. Das es in diesem Gebiet ist wurde mir erst später klar, als ich einen „Aufhänger“, eine Geschichte zu meinen Bildern suchte.
Auf einmal kamen so die Erinnerungen, wie das alles begann, das mit der Landschafts-, Natur- und Heimatfotografie:
1976, ich war gerade 16, da stand im Zeitschriftenregal einer Kaufhalle (so hieß das im Osten, was im Westen als Supermarkt bekannt war) eine Zeitschrift, Titel, FOTOGRAFIE. Kostete 2 Mark, konnte ich mir leisten. Und, schon mit dem Foto-Virus infiziert, hatte der damit gleich neue Nahrung bekommen. Darin war ein Beitrag über „Farbige Insel Rügen“ von Klaus Ender, Bilder dazu die bei mir eine unaufhörliche Sehnsuch nach dem Meer weckten.
Solche Farbbilder wollte ich auch machen, nicht unbedingt von der See, aber Bilder, die bei anderen Menschen Sehnsüchte wecken, denn ich hatte das als gefühlsmäßig sehr schön empfunden. Und es spornte mich irgendwie an, gab mir Hoffnung. Später nach der politischen Wende in Deutschland, ich war nun schon seit über sieben Jahre Berufsfotograf, hatte ich Kontakt mit amerikanischer Fotoliteratur.
Speziell die Bücher über und von Ansel Adams, großformatige farbige Bildbände von David Muench, und Landschaften des Japaners Shinzo Maeda hatten mich begeistert. DAS waren Bilder!
Nicht nur zauberhafte Motive und deren Kompositionen zum jeweiligen Bild, auch diese exakte Schärfe, wow! Mit meiner Kleinbildkamera, auch wenn da Nikon drauf stand, war das nicht zu schaffen. Folgerichtig wuchsen meine Investitionen, Großbild wurde angeschafft, das Labor „aufgerüstet“. Meine ersten Motive für diese Linhofkamera (später Sinar) fand ich im Briesetal und in der Umgebung meines Wohnortes Oranienburg.
Ich war oft im Landkreis Oberhavel unterwegs. Die Bilder, auf Negativ-Planfilm fotografiert und selbst bis zum Bildmaß 40x50cm vergrößert, hatten dank dieser Technik ebenfalls einen Detailreichtum und eine brilliante Schärfe. Gegen 1997 hatte ich dann meine erste Fotoausstellung dieser Art in der Töpferei Malenz in Velten.
Der Chef der Oberhavel-Kliniken kaufte daraufhin eine stattliche Anzahl, sauber vergrößert, gerahmt mit Passepartout. Sie sollten im Wartebereich der Intensivstation in Oranienburg den dort wartenden Menschen etwas Freude und Seelenbalsam sein.
Oberhavel war von Anfang an meine Bestimmung. Viele Umwege, mit Volldampf gegen die Wand/ Wände rennen und und und. Dabei lag schon immer alles klar vor mir. Aber es macht eben die Lebenserfahrung, dass man auf einmal die Dinge anders sieht, auf einmal ihr Wesen erkennt. Mein Platz soll hier sein, in der Heimat, die Basis. Als Start auch für Reisen ins weitere Deutschland, an die See…
Und da bin ich gleich noch bei einer zweiten Sache: Ich fotografiere immer im Rohdatenformat der Kamera (RAW). Das bedeutet, diese Daten haben einen enormen Umfang an Details und Farbtönen gespeichert (und eine riesige Dateigröße pro Stück 😉 ). Also, werden die dann in der Software sozusagen zum Bild entwickelt. Nun gibt es Zeitgenossen und auch Künstler, die entweder nur das Pure Bild nehmen oder aber es super kitschig, am besten noch in „HDR“ verwursteln. Das ist vollkommen egal und legitim, wenn es die Person ehrlich so will und Spaß dran hat.
Manch einer aber meint, andere belehren zu müssen, in wie weit denn ein Bild bearbeitet werden darf! Gegen diese Leute werde ich mich immer wehren, DAS ist einzig und allein des Urhebers Sache, PUNKT!
Nun ist es aber auch so, dass der Mensch sich entwickelt und dazu lernt. Ich hatte auch oft einen Hang dazu, meine Bilder lieber einen Tick zu bunt zu entwickeln. Mittlerweile mag ich das nicht mehr so. Dazu kommt, dass die Anschaffung einer neuen Software zur Konvertierung mir viel mehr Möglichkeiten bietet, das Beste aus jeder Datei heraus zu holen. Und schönere Grüntöne zu erzielen sind. Langsam bekomme ich das gut in den Griff, es kostet mir viel Zeit, aber ich denke, es ist es wert.
Diese Bilderserie nun, die ich hier vor Euch ausbreite, ist sozusagen mein erneuter Einstieg in das Land. Kein spektakulärer Ort (ein Landwirtschaftsweg zwischen Wensickendorf und Zehlendorf). Dazu Felder mit Mais und anderes.
Es war ein tolles Fotowetter. Ich war auch wieder am Schreibtisch beschäftigt. Machte eine kurze Pause auf unseren Balkon, als ich dieses Licht und die Wolken sah. Wahnsinn, da kommt aber noch was!!
Meinen gepackten Fotorucksack geschnappt, Schuhe an und schon war ich im Auto und unterwegs. Es sollte ein Ziel im Landkreis sein, am besten eine Stelle wo man die 360-Grad-Rundumsicht hat. Die Erfahrung sagt: Bei solch einem Wetter ist an allen Stellen gleichzeitig was los. Und das wechselt dann auch noch ständig! Ich habe vom Stativ fotografiert, dann aus der Hand „was mitgenommen“ . Wieder Stativ, Stück fahren, auspacken und Stativ aufstellen. Kamera drauf, ausrichten, klick, andere Optik, klick…
Abends war ich erschöpft und glücklich, packte alles ein und wollte los. Drehte mich um und wurde vom Mond begrüßt, der hatte sich die ganze Zeit hinter Wolken versteckt. O.k., alles wieder raus, Herr Mond, bitte recht freundlich…
Und hier ein teil der Ausbeute dieses grandiosen Nachmittags/Abends aus einem kleinen Teil des Landkreis Oberhavel. Alle Bilder sind nicht manipuliert, das Licht war unwirklich, beinahe mystisch…
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Hallo Frank,
also von Deinen Fotos bin ich ja immer wieder begeistert!
Von Deinen Blog noch nicht so, lach.
ist mir zu anstrengend alles zu lesen, kommt mir vor wie der Beipackzettel von medizin—und den lese ich ja auch nie.
Ich schaue trotzdem noch mal vorbei.
und Du mach auf jeden Fall weiter.
manuela B.