So ein Tag wie dieser 😉 , das gab es dieses Jahr schon sehr oft:
Morgens eine fette Wolkendecke gefüllt mit Regen. Dass man seine Bettdecke am liebsten gleich ganz über die Ohren ziehen möchte. Dann natürlich den ganzen Tag grau und trüb, hin und wieder Schauer…
Nun bin ich ja nicht „man“ und nehme jeden Tag wie er eben kommt. Mache immer das Beste draus. Und diese Tage hatten auch eins ganz bestimmt. Abende mit einem Himmelsschauspiel ganz besonderer Klasse, also wo ist das Problem (als Fotograf)?
Richtig, die meisten haben ein Problem mit grauem Wetter, die mögen es gern knallbunt für ihre „Knipse“.
Zu Zeiten vor der Digitalkamera. Als man noch einen Film in die Kamera legen musste. Da gab es so einen geläufigen Satz für diese Farbfotografen. Und deren bunten Bilder:
Es sollten im späteren Bild auch alle Farben vorhanden sein, die man ja schließlich mit dem Film bezahlt hat 😉 .
In der Zeit als ich dem Fotovirus hoffnungslos verfallen war, so mit 15-16 Jahren, verschlang ich jede gute Fotoliteratur. Davon gab es hier in der DDR erstaunlich viel. Die waren sehr gut und vermittelten das Fotowissen auf eine Art, dass ich diese Bücher damals einem guten Roman immer vorzog und es gleich in den Fingern juckte loszuziehen, fotografieren. Eine Weisheit aus diesen Tagen hat sich in meinem Kopf fest eingebrannt:
„Versuche die Farbfotografie auch (und gerade) bei Regenwetter. Knallige Sonne „brennt“ Farben oft aus. Sie verlieren meistens an Wirkung. Bei bedeckten Himmel oder gar Regenwetter ist der Kontrast viel flacher und die Farben beginnen förmlich zu leuchten.“
Ich setze allerdings bei meiner Behauptung das grundsätzliche Wissen über Fotografie, deren Gesetze technischer Natur, und der Bildgestaltung, das Finden eines Motivs, voraus. Also versucht DAS mal, aber ich schweife wieder mal vollkommen ab… 🙂
Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur die unpassende Kleidung (und dazu grummelige Laune). Ich mag das auch, durchs Land zu fahren und dann irgendwo mit meinem Spaziergang zu beginnen. Bei Regenwetter in der Natur liegt so ein frischer, schwer zu bezeichnender, Geruch in der Luft. Die Erde sieht aus wie gewaschen. Tropfen hängen an Gräsern, Zäunen…, einfach schön.
Es war Sonntag und ich bin schon am Nachmittag losgefahren. Hatte mir vorgenommen den Abend am Kremmener See an der Badestelle neben dem Restaurant „Seelodge“ zu verbringen. Hinter meiner Kamera auf ein Schauspiel des Lichts zu hoffen. Aber was macht man mit den Stunden bis dahin, alles grau und wirklich absolut keine Struktur in den Wolken?
Es ist nun nicht unbedingt mein Ding per Macro-Optik irgendwelchen Käfern ungefragt auf den Leib zu rücken. Und denen den Sonntag zu vermiesen. Oder zum millionsten Mal ein Blümchen „ganz nah“ zu fotografieren. Ich mag es schon gern, ein wenig im Land rumzuspazieren und neue Winkel entdecken. Also was ist nah an Kremmen und lange nicht besucht? Staffelde!
Hat sich viel verändert in der hübschen kleinen Gemeinde. Die Kirche, vor vielen Jahren mit der Plattenkamera auf Planfilm fotografiert, hat einen neuen Anstrich. Ist nicht mehr so farbig wie früher. Sauber, aber ich fands früher schöner, Geschmackssache eben.
Ein nicht zu übersehender „Wegweiser“ in Form einer üppig und wunderschön dekorierter Blumenschale am Straßenrand und rustikalem Holzschild führt zur Kornblumenscheune von Frau Hornemann.
Am alten Schloss wird eifrig renoviert, die Tore sind verschlossen, o.k., muss ja jetzt nicht sein. Dagegen das Gelände um und der „Alte Gutshof“ selbst: Renoviert und einladend anzusehen, da werde ich wohl bald mal einkehren…
O.k., irgendwie ist der Himmel doch etwas zu drückend grau, das verlangt nach Weite. Die finde ich hinter Kremmen auf den Weiden. Hier hört und sieht man nichts weiter als Natur. Ein paar Kühe schauen interessiert zu „dem da mit dem schwarzen Knipskasten“ in der Hand. Verlieren aber schon bald das Interesse. Naheliegendes für den Magen ist für sie weit interessanter.
Verständlich. Das Land hier ist einfach, gerade und schön. Man möchte laut aufschreien vor Glück, ich enspanne mit jeder Faser von Körper und Seele. Und immer dabei: Mein Schutzengel. Nach einer Weile beginnt er die Wolken zu schieben und es entsteht Licht am Horizont. Mein erwartetes Schauspiel beginnt, erst mal gaaanz leise.
Kurz vor der Ackerbürgerstadt Kremmen bieten sich mir noch ein Motiv eben dieser Stadt. Eingebettet in üppiger Natur und ein Blick zurück über die Weiden. Wo die Dramaturgie im Himmelsspiel seinen Fortgang findet. Nun aber schnell zum See, gleich beginnt der Hauptakt!
Auf der Straße zum See gab es dann urplötzlich eine dramatische Szene. Der Himmel riss für ein paar Minuten voll auf, die Sonne kam unter dem Wolkendeckel hervor. Der Star hatte seinen Auftritt. Und wie es mit Stars allgemein so ist, ihre „Leuchtwirkung“ färbt ab auf die Umgebung. In diesem Fall wurde die Landschaft vom Sonnenlicht förmlich gestreichelt, anders kann man ich es fast nicht ausdrücken. Ich bremste das Auto in den Straßenrand und rannte mit der Kamera über das Feld.
Die Gräser, das einfache Gewächs der Weide, sahen im gleißenden Gegenlicht unwirklich aus. Ich wusste dass ich nicht viel Zeit hatte, das Geschehen für immer festzuhalten. Ich arbeitete schnell und konzentriert. Ein nur kleines Stückchen weiter, ein Storch spielt Diva 😉 , steht genau mitten im Bild und im Licht, unwirklich schön.
Und dann noch dieses Gegenlicht in den Bäumen. Alles voll Dramaturgie und doch so wunderbar in seiner Einfachheit. Einen Wimpernschlag später war alles vorbei, als ob Jemand das Licht ausgeknipst hatte. Nur dass der Vorhang in diesem Fall die nächste Wolkenwand war und der Star sich wieder zurückzog, Pause…
Aber nicht für mich, also weiter zum See. Der Parkplatz ist erfreulich leer, scheinbar Ruhetag. Nun beginnt das Himmelschauspiel, welches der Auslöser für meine kleine LANDpartie war.
Am Bootschuppen zog eine kleine Entenfamilie vorbei. Verschwand so schnell dass es nur noch zu einem kurzen Schnappschuss reichte, bevor sie hinter dem Schilfsaum verschwand.
Na dann, Stativ und Rucksack geschultert und ab zur Badestelle. Ein Hausboot oder Hausfloß hatte da festgemacht. Gespanntes Erwarten der feiernden „Crew“ als ich vollgepackt und schnurstracks den Steg in ihre Richtung schritt. Erleichtertes Lachen und Grüßen, als ich dann links schwenkte und sie merkten, dass sie nicht gemeint waren 😉
Ich fand recht schnell den idealen Standort für Stativ und Kamera, der Aufbau und das Einrichten der Technik Routine. Lange warten musste ich nicht denn die Sonne stand schon sehr tief. Die schönen Momente wechselten so rasch, dass ich wieder und wieder auslöste.
Es war wie ein Rausch und dann war die Sonne verschwunden. Nachdem ich auch das Nachglühen der letzten Lichtstrahlen in den Wolken festhalten konnte war das Schauspiel beendet.
Ich sparte nicht mit Applaus, seelisch nur und ganz für mich. Packte dann langsam zusammen und verließ den Ort im Bewusstsein etwas Besonderem teilhaft geworden zu sein.
Nun war es Zeit den Ort der aufkommenden Stille sich wieder selbst zu überlassen …
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Hallo Herr Liebke,
mein Name ist Sebastian Busse, ich denke das wir uns kennen, vielleicht nicht persönlich aber über Facebook ganz bestimmt.
ich bin gerade dabei eine eigene Internetseite für meinen Wahlkampf als Bürgermeister der Stadt Kremmen aufzubauen und benötige ein paar schöne Naturbilder wo auch ich zu sehen bin. Meine Frage diesbezüglich ist, hätten Sie eventuell Lust und Zeit sich mit mir zu treffen und für mich ein paar schöne Bilder zumachen?
Über ein Angebot von Ihnen würde ich mich sehr freuen.
Freundliche Grüße
Sebastian Busse
Wirklich wunderschöne, die vom Auge des Photographen entdeckten und mitgeteilten Bilder. Dass sie technisch herausgehoben, ihre Schönheiten also verdeutlicht werden, fasziniert den Betrachter, führt aber gleichzeitig auch zur Frage, ob das in S/W nicht auch schön, wen eben auch schlicht-schön sein würde. Aber ja, auch in der Zeit von S/W wurde mit Kniffen gearbeitet, z.B. mit Orangefiltern, Blau- uind Grünfiltern oder gleich mit IR-Film. Danke für die Schönheit – reicht es zur Buchpublikation? Ich denke: Ja.
Freundliche Grüße
HK
Vielen Dank, wobei sich die Frage in diesem Fall für mich nicht stellt. Ich selbst mag SW sehr gern, aber ich entscheide schon sehr bewusst wenn ich die Farbe einsetze. Was nicht heißen soll dass ich mir, dann auch wieder ganz bewusst, mitunter bestimmte Motive vornehme und die dann gezielt und sehr fein in SW ausarbeite. SW braucht grafische Wirkung, gerade hier ist das richtige Licht das a und o.
Hier habe ich dafür ein Beispiel: http://liebke-foto.de/maerkischeslicht/schwarz-weisser-winter-in-oberhavel/
Viele Grüße
FL
Lieber Frank Liebke,danke für die schönen Fotos und die Berichte dazu.Du hast eine gesunde Einstellung zur Natur,denn die Schönheit sieht man auf all den Fotos.Die Berichte dazu sind sehr interessant und fordern uns eigentlich dazu auf,Land und Leute mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.Viele schöne Urlaubsanregungen hast Du uns schon aufgezeigt und wenn man nur mal einen Abstecher in die Brandenburger Regionen unternimmt.Deshalb verfolge ich alles,was ich hier finden kann.Danke,danke!!!
Liebe Christel,
ICH danke DIR für die schönen Worte, das wiederum regt mich immer neu an, weiter zu machen. Hach, es macht einfach großen Spaß draußen zu sein, wenn es die Zeit zulässt, und schöne Bilder zu machen. Und dann entstehen die Geschichten dazu fast von allein 😉 .
Viele Grüße…